KPAG • Rechtsanwälte

Griechenlands Wirtschaftskrise und die Lehren aus der Geschichte

In diesem Blog wurden in den letzten beiden Jahre zahlreiche Artikel zu den Ursachen und Auswirkungen der ursprünglichen Bankenkrise, der Griechenland und Eurokrise, sowie der globalen Finanzkrise verfasst.

Auch wurden die Ursachen zu den hausgemachten Problemen in Griechenland wiederholt dargelegt (Die Beseitigung der wahren Gründe der Krise in Griechenland – Chance für einen Neuanfang, Blogbeitrag vom 13.02.2010). Deshalb soll an dieser Stelle nur nochmals kurz erwähnt werden, dass die tiefgreifende Strukturkrise in Griechenland eines radikalen Kurswechsels und umfassender Strukturreformen bedarf. Hierzu zählen selbstverständlich die Privatisierung von staatlichen Unternehmen, Rationalisierung bzw. Schließung von unrentablen oder überflüssigen staatlichen Institutionen, Verkleinerung des Staatsapparates durch Freisetzung von Beamten, Anpassung der Löhne und Gehälter an die tatsächliche Produktivität des Landes und seinem Wachstum, Modernisierung der Verwaltung, Abbau der Staatsschulden und Erhöhung der Produktivität sind nur einige der wichtigsten Maßnahmen, welche einer unmittelbaren Umsetzung bedürfen und auch zum Teil schon umgesetzt wurde. (Siehe hierzu Blogbeitrag vom 01.07.2011 Neue Sparmaßnahmen in Griechenland und Blogbeitrag vom 12.09.2011 Griechenland-Krise als Neuanfang begreifen).

Dies ist jedoch nur die eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite ist immer wieder zu betonen, dass die Überwindung der Wirtschafts- und Finanzkrise in Griechenland nicht allein mit Spar- und Rationalisierungsmaßnahmen zu erzielen ist. Massenentlassungen, Lohn- und Rentenkürzungen, erheblichen Steuererhöhungen und der damit einhergehende Umsatzeinbruch des Einzelhandels führen letztendlich zu weiteren Entlassungen, Minderung der Steuereinnahmen, Umsatzeinbrüchen und Wirtschaftsschwund. Die Wirtschaft des Landes befindet sich deshalb in einer Abwärtsspirale und mittlerweile in einer tiefen Depression. Dies hat in Griechenland den steten Rückgang der Steuereinnahmen zur Folge, welche nach all diesen Maßnahmen nun noch niedriger sind, als vor ihrer Ergreifung. (Siehe hierzu auch Blogbeitrag vom 31.05.2011 Spart sich Griechenland in eine Depression?). Als zweites Standbein zur Sanierung der Finanzen des Landes sind deshalb neben dem Sparprogramm auch Investitionen zur Ankurbelung der Wirtschaft und für die Schaffung von Wirtschaftswachstum erforderlich. Auch hierzu wurde an dieser Stelle wiederholt ausgeführt. (Blogbeitrag vom 10.02.2012 Sparmaßnahmen und Finanzhilfe für Griechenland sind ohne Investitionen sinnlos)

Welche Lehren kann man also aus der Geschichte ziehen und daraus Erkenntnisse für die Bewältigung der Krise in Griechenland gewinnen? Die deutsche Geschichte bietet hierzu einige Ansatzpunkte. So ergeben sich z. B. Parallelen bei der Betrachtung der Zustände in der Weimarer Republik.

Parallelen zur Weimarer Republik

In den Krisenjahren von 1919–1923 hatte die Republik mit den unmittelbaren Kriegsfolgen infolge der erheblichen Reparationszahlungen nach dem Versailler Vertrag zu kämpfen. Die Weltwirtschaftskrise von 1929 und der aufkommende Nationalsozialismus führten sodann zum Untergang der Weimarer Republik. So wie der Friedensvertrag von Versailles und die damit verbundenen Reparationszahlungen damals den Reparationsgegnern Argumente für ihre Agitation lieferten, wird heute das rigide und einseitige Sparprogramm von den Griechen als „aufgezwungen“ und damit als demütigend empfunden. Dies beschert den politischen Extremen in Griechenland einen starken Zulauf. Ein Zitat aus Wikipedia zur Weimarer Republik zeigt weitere deutliche Parallelen zur Situation in Griechenland auf:

Die Weltwirtschaftskrise von 1929 traf Deutschland härter als andere europäische Staaten; ihre Folgen führten zu einer Radikalisierung der Politik. Nach dem Schwarzen Donnerstag, dem Zusammenbruch der New Yorker Börse am 24. Oktober 1929, erhielt Deutschland kaum noch Auslandskredite. Daraufhin brach die deutsche Wirtschaft ein, die ohnehin schon unter geringer internationaler Wettbewerbsfähigkeit und einem dadurch hervorgerufenen hohen Handelsbilanzdefizit und den Reparationen zu leiden hatte. Die Krise in der Exportwirtschaft griff schnell auf die Binnenkonjunktur über. Durch die einsetzende Massenarbeitslosigkeit verschlechterte sich die soziale und wirtschaftliche Lage dramatisch. Am Ende der Weimarer Republik im Jahr 1933 zählte man insgesamt sechs Millionen offizielle Arbeitslose, dies entsprach einer Quote von etwas mehr als 30 %. Viele lebten am Existenzminimum. Dies ging einher mit einer Dauerregierungskrise ab Juni 1932. Parlament, Regierung und Reichspräsident arbeiteten mehr gegen- als miteinander. Es kam zu Neuwahlen und Kabinettskrisen in rascher Folge, bei denen die radikalen Parteien, allen voran die NSDAP, immer mehr Zulauf erhielten….

Diese Tatsachen aufgreifend und mit der aktuellen Situation in Griechenland vergleichend, ist folgendes festzustellen:

  • Auch Griechenland wurde von der Finanzkrise und Bankenkrise aufgrund seiner bestehenden nationalen Besonderheiten und Probleme härter als andere europäische Staaten getroffen.
  • Die Sparmaßnahmen scheint nur auch in Griechenland zu einer Radikalisierung der Politik zu führen.
  • Aufgrund der bestehenden Situation sind ebenfalls kaum noch Auslandskredite bzw. eine Refinanzierung durch Platzierung von Staatsanleihen möglich.
  • Die griechische Wirtschaft befindet sich in einer Depression und und leidet erheblich unter dem Mangel von Investitionen.
  • Die griechische internationale Wettbewerbsfähigkeit ist gering und das griechische Handelsbilanzdefizit hoch, wodurch auch die Binnenkonjunktur leidet.
  • Es besteht Massenarbeitslosigkeit, viele leben mittlerweile am Existenzminimum.
  • Es finden Neuwahlen statt, in welchen die radikalen Parteien Zulauf erhalten.

Weshalb also zeigt man sich in Europa überrascht über die Entwicklungen in Griechenland, der Abwendung der griechischen Wählerschaft von den großen Parteien im Lande und dem starken Zulauf der extremen rechten und linken Parteien? Frei nach George Santayana sollte das Sprichwort "Wer sich der Geschichte nicht erinnert, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen" beherzigt und die entsprechenden Lehren aus der geschichtlichen Erfahrung gezogen werden.

Parallelen zur Zeit nach dem 2. Weltkrieg

Aber auch nach dem 2. Weltkrieg hieß das Motto in Deutschland, zumindest in den Westzonen, „Wiederaufbau“ und nicht nur Sparmaßnahmen. In der Bizone entschieden sich die Amerikaner gemeinsam mit den Briten zu einem umfassenden Wiederaufbau Europas und Deutschlands. Der sog. „Marshall-Plan“ war damit geboren.

Der Marshallplan, offiziell European Recovery Program (kurz ERP) genannt, war ein großes Wirtschaftswiederaufbauprogramm der USA, das nach dem Zweiten Weltkrieg dem an den Folgen des Krieges leidenden Westeuropa zu Gute kam. Es bestand aus Krediten, Rohstoffen, Lebensmitteln und Waren. Der Marshallplan gilt auch als der erste Schritt zur europäischen Integration.“ (Quelle: Wikipedia). Auch in Griechenland ist ein Investitionsprogramm zur Ankurbelung der Wirtschaft und zur Schaffung von Wirtschaftswachstum erforderlich, damit das Land wieder auf die Beine kommt. (Siehe hierzu Beitrag Sparmaßnahmen und Finanzhilfe für Griechenland sind ohne Investitionen sinnlos).

Parallelen zum „Aufbau-Ost“

Nach der Wende 1989/90 und Wiedervereinigung sah sich die Bundesrepublik Deutschland mit einer Reihe von Problemen der am Boden liegenden Wirtschaft der DDR konfrontiert.

- Die Arbeitsproduktivität der DDR lag im Jahr 1988 bei nur etwa 20 bis 25 Prozent des Westens. Der Arbeitsaufwand für die Herstellung vergleichbarer Produkte war in der DDR erheblich höher als im Westen. Das konnten auch längere Arbeitszeiten nicht kompensieren.

  • Wegen immer älterer und reparaturbedürftiger Industrieausrüstungen ging die Wirtschaftskraft der DDR stetig zurück.
  • Die Investitionen in der Industrie reichten bei weitem nicht aus, um den hohen Instandhaltungs- und Reparaturbedarf zu decken.
  • Die niedrige Arbeitsproduktivität und die verschlissenen Produktionsanlagen hatten Folgen für die Produktqualität. Die Produkte waren oftmals nicht wettbewerbsfähig. Die Importe lagen so weit über den Exporten.
  • Zudem verbrauchten Staat und Bevölkerung über Jahre mehr Sachgüter und Dienstleistungen, als im eigenen Land hergestellt wurden. Dies finanzierte die DDR hauptsächlich durch zusätzliche Kredite in Westdeutschland.
  • Die DDR konnte im Jahr 1989 nur noch 35 Prozent der Westimporte, Kredittilgungen und Zinsen mit Devisenerlösen aus Exporten decken.
  • Kritik am jahrelang praktizierten Zuwachs bei Lohn- und Sozialleistungen trotz unzureichender Steigerung der Arbeitsproduktivität

All diese Argumente treffen mehr oder weniger auch auf die heutige Situation in Griechenland zu. Im Gegensatz zu der für Griechenland verabreichten „Medizin“ zur Genesung der Wirtschaft des Extremsparens wurde aber für den „Aufbau-Ost“ ein völlig anderes Konzept gewählt. „Von der Bundesrepublik flossen hohe Transferleistungen zur Finanzierung des „Aufbau-Ost“ nach Ostdeutschland. Dabei beliefen sich „die reinen Aufbauhilfen aus spezifischen Programmen zur Verbesserung der Infrastruktur und zur Förderung von Unternehmen im Bereich der neuen Länder, der Aufbau Ost, summieren sich auf etwa 250 (bis 2004) bis 300 Milliarden Euro.“ Die Gesamtkosten der Deutschen Einheit beziffern sich nach ungenauen Schätzungen bis 2009 einschließlich der Sozialtransfers sogar auf 1,3 und 1,6 Billionen Euro, jährlich um etwa 100 Milliarden Euro steigend. Dabei setzen sich die Kosten der Deutschen Einheit aus Transferleistungen für die neuen Bundesländer und einigungsbedingten Sonderausgaben zusammen. Als Starthilfe für den Verwaltungsaufbau wurden Länderpartnerschaften mit Westländern eingerichtet.“ (Quelle: Wikipedia).

Man war sich also auch zu diesem historischen Zeitpunkt darüber einig, dass der Wiederaufbau nur über Investitionen und Ankurbelung der Wirtschaft, Transferleistungen und Neuaufbau der Verwaltung erzielt werden konnte. Die Situation zwischen der Bundesrepublik und Ostdeutschland ist dabei durchaus vergleichbar mit der Situation zwischen den verschiedenen Euroländern. Hier besteht Ost-West aber ein Nord-Südgefälle. Darüber hinaus aber kommt selbst die Bundesrepublik als homogenes Land nicht ohne Länderfinanzausgleich zwischen den einzelnen Bundesländern aus, um ähnliche Wirtschafts- und Lebensbedingungen in allen Bundesländern zu gewährleisten. Warum sollte also der weitaus größere und von unterschiedlichen nationalen Strukturen geprägte Verbund der Eurozone bei einheitlicher Währung ohne derartige Instrumente auskommen können?

Diese historischen Ereignisse und Fakten hätten bei der Konzipierung des Hilfsprogramms für Griechenland berücksichtigt und in das Maßnahmenpaket integriert werden müssen. Hierin liegt m. E. auch der entscheidende Fehler bei der Krisenbewältigung. Aus obiger Darstellung wird nämlich deutlich, dass zu keinem der genannten historischen Ereignisse jemals allein nur Sparmaßnahmen als das alleinige Rezept zur Überwindung einer Finanz- und Wirtschaftskrise angesehen wurde. Dies wird auch vom Präsidenten des EU-Parlaments, Herrn Martin Schulz so gesehen, welcher in seiner ersten Ansprache vor den EU- Staats und Regierungschefs davor warnte, dass Sparmaßnahmen ohne Investitionen in Wachstum und Arbeitsplätze Europas Probleme nicht lösen könnten.

In Verbindung mit Investitionen zur Generierung von Wachstum und Neuaufbau der Verwaltungsstrukturen könnten Sparmaßnahmen hingegen auch in Griechenland das Erfolgsrezept darstellen.


10 Antworten zu “Griechenlands Wirtschaftskrise und die Lehren aus der Geschichte”

  1. HJM sagt:

    Lieber Herr Kosmidis, ihre Prämissen sind nicht korrekt: den Marshall-Plan hat es doch schon längst vor der Krise gegeben. Viel, viel Geld ist nach Hellas geflossen. Was wurde damit unternommen? Langfristige Investitionen? Eher wohl nicht. Der Vergleich mit den Transferleistungen in die neuen Bundesländer bzw. mit dem Länderfinanzausgleich hinkt (leider!). Die Mittelverwendung war und ist kontrollierbar. Kontrolle in Hellas? Schon gleich gar von Germania? Bitte nicht. Zudem gibt es jetzt die radikale Linke, die bittet, gewählt zu werden, „um die Verträge (sog. Memorandum) zu annullieren“. Also wie nun?

    • Abraam Kosmidis sagt:

      Lieber HJM, grundsätzlich stimme ich mit Ihnen soweit überein, als dass die Probleme in Griechenland nicht nur mit der allgemeinen Finanzkrise im Zusammenhang stehen, sondern dass Griechenland seit vielen Jahren unter Reformstau und hausgemachten strukturellen Problemen leidet. Mit dem Marshall Plan vor der Krise allerdings wurden u.a. (nicht nur) der Ausfall von Handelszöllen und der Verlust von Einnahmen des griechischen Staates mitfinanziert. Als Exportnation Nr.1 waren die Abschaffung der Handelszölle und sonstiger Exporthindernisse, sowie die gemeinsame Währung sicherlich expoprtfördernde Umstände. Ihre Argumente zur Kontrollierbarkeit der Mittelverwendung und weshalb der Vergleich mit den Transferleistungen und dem Länderfinanzausgleich hinken soll, überzeugt mich nicht. Dass die EU und der Euro nicht die Grundlagen geschaffen haben, um die gemeinsame Euro-Währung auch politisch richtig aufzugleisen, liegt sicherlich nicht an Griechenland. Hier wurden nur die Maßnahmen getroffen, welche einen vereinfachten Warenverkehr ermöglichen, aber politisch wurde nichts unternommen, um wirklich den europäischen Gedanken voranzutreiben. Von der Annullierung von geschlossenen Verträgen halte ich persönlich überhaupt nichts („pacta sund servanda“ ). Auch halte ich nichts davon, sich aufgrund geschlossener Verträge Gelder auszahlen zu lassen, um diese dann nicht einzuhalten. Das ist aus meiner Sicht nicht seriös. Die Linke in Griechenland vertritt auch nicht ganz Griechenland. Eine großer Teil der Bevölkerung denkt anders. Nur durch die rigide Sparpolitik wurden die politischen Ränder in Griechenland gestärkt, was absolut vorhersehbar war und der geschichtlichen Erfahrung entspricht. Mein derzeitiges Resummee zum aktuellen Sachstand ist, dass der bereits kritische Gesundheitszustand eines Patienten (welcher sich zum großen Teil selbst in diese Situation gebracht hat), durch falsche Behandlung verschlechtert wurde. Die grundsätzlich richtigen Sparmaßnahmen hätten von der Aussicht auf Investitionen für den Fall ihrer Umsetzung begleitet werden müssen, dann wäre das Rezept auch richtig gewesen. Alleine hingegen dienten Sparmaßnahmen in keiner vergleichbarer Krise zu ihrer Überwindung.

  2. HJM sagt:

    Lieber Herr Kosmidis, vor den zweifachen Wahlen, die gut und gern auch noch dreifach werden können, und n a c h den Wahlen, frage ich mich immer wieder, was eigentlich beabsichtigt ist. Die rigide Sparpolitik bringt nicht weiter, kein Widerspruch. Vernünftige Investitionen sind nicht in Sicht. Kann es sein, dass allen „Entscheidern“ längst klar ist: Hellas wird auf unabsehbare Zeit alimentiert werden müssen; wenn dem aber so ist und wenn dies akzeptiert wird, dann nur auf möglichst niedrigem und gerade noch verkraftbarem Niveau? Begleitet von der Hoffnung auf ein Wunder? Möglicherweise ist dieser Gedanke nicht frei von Zynismus. Aber ist er deshalb falsch?

    • Abraam Kosmidis sagt:

      Lieber HJM vieles von dem was Sie schreiben, ist in der Tat richtig. Nur der Schluss daraus ist mE nicht richtig gezogen. Es geht nicht um Alimentierung sondern um einen Ausgleich der wirtschaftlichen Verwerfungen innerhalb der Euro-Zone, damit der Euro zum Vorteil aller europäischen Länder langfristig überleben kann. Oder würden Sie den Begriff der Alimentierung auch für die Nehmerländer der Bundesrepublik verwenden, welche aus dem Länderfinanzausgleich bezuschusst werden ? Wenn aber schon in einem Land wie Deutschland bundesweit ohne dieses Regulativ keine gleichen Rahmenbedingungen gewährleistet werden können, wie soll das dann in einem viel größeren Gefüge mit wesentlich mehr kulturellen und wirtschaftlichen Unterschieden wie der EU und dem Euroland ohne ein solches Regulativ funktionieren können ? Deutschland braucht die EU, da es ohne einen großen Binnenmarkt in naher Zukunft nicht existieren kann. Mit einem 80 Mio. Binnenmarkt ist das bei der Exportnation D nicht zu bewerkstelligen. D exportiert über 60% seiner Produkte in den EU-Markt. Es hat deshalb ein fundamentales Eigeninteresse daran, dass der EU- und Euroland- Markt erhalten bleibt. Die schwächeren EU- und Euroländer haben andererseits ihr Regulativ der Handelszölle und der Abwertung ihrer Währungen durch den EU- und Eurobeitritt verloren. Durch die erheblich höheren Importe aus, als die Exporte nach Deutschland, steigert sich stetig das Aussenhandelsdefizit von Ländern wie Griechenland. Es ist doch offensichtlich, dass das ohne die Einführung eines Ausgleichsmechanismus auf Dauer nicht funktionieren kann. Die Berechnungen in D zeigen aber offensichtlich, dass es sich mehr rechnet, die schwächeren Länder durch einen noch zu schaffenden (Ausgleichs-) Mechanismus zu unterstützen, als auf die Exporte zu verzichten. Darüber hinaus nützen Exporte nichts, wenn die Schuldner zahlungsunfähig werden. Umsatz allein ist ohne den dazugehörigen cash-flow nichts wert. D wäre Exportweltmeister ohne Einnahmen. Andererseits werden China und die übrigen BRIC-Staaten auf Dauer nicht aus D importieren, sondern nur die Technologie abkupfern und die Waren günstiger selbst produzieren. Deutschland braucht deshalb die EU und den Euro und Europa braucht Deutschland. Das sollte mal den Menschen in D richtig vermittelt werden anstatt Politik mit kurzsichtigen Populismus zu betreiben.

  3. HJM sagt:

    Lieber Herr Kosmidis,
    schade, dass Sie nicht reagieren bzw. vielleicht sogar nicht reagieren wollen. Letzteres jedenfalls würde dafür sprechen, dass ich nicht unbedingt falsch liege. Das wäre dann allerdings eine bittere Wahrheit.

  4. HJM sagt:

    Lieber Herr Kosmidis, Ihre Offenheit ist -nun ja- beeindruckend. Ich weiß nicht, ob Ihnen klar ist, daß sie sowohl der deutschen vox populi Vorschub leisten als auch die Position des neuesten griechischen Maulhelden, Alexis Tsipras, unterstützen. „HABT KEINE ANGST, DIE KÖNNEN GAR NICHT ANDERS“. Ob ich es nun „Alimentation“ nenne oder ob Sie von „Ausgleichsmechanimus“ sprechen … ti yanis, ti yanakis. Nebenbei: ich habe keinerlei Scheu vor dem Begriff „Alimentation“ Mit Berlin passiert dies seit Jahrzehnten. Ohne daß sich viel zum besseren verändert hätte…..
    Aber bitte, über Ihre Argumentation kann man durchaus nachdenken. Auch wenn sie die „weggefallenenen Handelszölle“ schon mit dem „ersten Marshallplan“ verbraucht haben. Was Sie jedoch völlig außer Acht lassen: bei der Konstruktion eines derartigen „Ausgleichsmechanismus“ hätte Grundvoraussetzung zu sein, daß sich Geber und Nehmer VERTRAUEN. Im Sinne eines unzerstörbaren Minimaltatbestandes. Erst on top käme die Kontrolle. Nun kenne ich leider buchstäblich nicht einen griechischen Staatsbürger, der irgendjemand in Legislative, Exekutive oder gar Judikative (ein ganz besonderes Thema) v e r t r a u e n würde. Und ich kenne viele. Seit Jahrzehnten. Insofern: wenn schon intern kein Vertrauen herrscht, wie soll es sich dann extern bilden?

    • Abraam Kosmidis sagt:

      Lieber HJM, dass nun ausgerechnet mit der Stellungnahme die Position von A. Tsipras unterstützt werden soll, ist gelinde gesagt abwegig. Mit ihm hab ich nun mal überhaupt nichts am Hut. Ich bin absolut für die Einhaltung von geschlossenen Vereinbarungen, die Vornahme der notwendigen Restrukturierungs- und Sanierungsmaßnahmen und der Privatisierungen, allerdings bei gleichzeitigen Investitionen, weil es ansonsten keinen Ausweg aus der wirtschaftlichen Depression gibt. Es ist auch nicht die Rede davon „Habt keine Angst, die können garnicht anders“, sondern Deutschland hat alleine die Wahl sich für oder dagegen zu entscheiden. Beide Entscheidungen sind natürlich zu respektieren. Nur: es muss zeitnah in die eine oder andere Richtung entschieden werden, wenn das gesamte Gefüge nicht auseinanderfallen soll. Dem Populismus Vorschub leistet, wer anderes erzählt. Darüber hinaus bin ich dafür, dass man für den Fall, dass die Entscheidung pro Unterstützung der schwächeren Länder ausfällt, neben dem Ausgleichsmechanismus auch ein gemeinsamer Koordinations- und Kontrollmechanismus eingeführt wird. Die Rückgewinnung des verlorenen Vertrauens im In- und Ausland ist eine der Hauptaufgaben der griechischen Regierung und des Parlaments.

  5. HJM sagt:

    Lieber Herr Kosmidis, da muss ich doch schnell reagieren. Ich habe nicht gesagt, daß „die Position von A.Tsipras unterstützt werden SOLL“ (das wäre nach meiner bisherigen Kenntnis Ihres Standpunktes nun wahrlich abwegig), sondern daß sie unterstützt WIRD. Im Sinne eines unerwünschten Ergebnisses.

    Ansonsten: es ist doch längst entschieden worden! PRO Unterstützung. Allerdings PRO Unterstützung auf niedrigstmöglichem Niveau. Darauf gehen Sie leider mit keinem Wort ein, vgl. meinen Beitrag vom 23.06.2012. NUR: offenbar weiß niemand, weder in Griechenland noch in Deutschland, wie diese Entscheidung dargestellt werden kann. Immer wieder drohen nämlich Wahlen.

    Schlußendlich: es ist doch eine Binsenweisheit, daß „die Rückgewinnung verlorenen Vertrauens eine der Hauptaufgaben der griechischen Regierung und des Parlaments ist (Anm: „sein müßte“). Sehen Sie denn irgendwo eine Person (Personen sind sehr, sehr wichtig) oder womöglich mehrere solche, die diese Herkules(Herakles)Aufgabe bewältigen könnte? Meine Informationen (und die sind nicht schlecht), jedenfalls sind so, daß die Klientelpolitik ungerührt fortgesetzt wird, soweit und solange dies möglich ist (nicht auf „unterer“, aber spätestens ab der „mittleren Ebene“) Was denkt/macht denn angesichts dessen ein dummer Deutscher?

  6. H.J.Moeller sagt:

    Hallo Herr Kosmidis, was ist los mit Ihnen? Krank? Urlaub? Nase voll? Sie schweigen nun seit Wochen!

    • Abraam Kosmidis sagt:

      Ich denke, dass momentan alles gesagt ist zum Thema und möchte mich nicht immer wiederholen. Beide Seiten müssen jetzt ihre Hausaufgaben machen und Europa zusätzlich neue Antworten und Lösungen für die veränderte Situation finden und dies möglichst bald.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert