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Focus-Artikel über Griechenland hat gerichtliches Nachspiel

13 Journalisten des deutschen Magazins FOCUS werden sich wegen eines Anfang 2010 publizierten Artikels über Griechenland vor der griechischen Justiz verantworten müssen.

Am 24.2.2010 berichteten wir in unserem Blog über den im Magzin "Focus" (Ausgabe 08/10)  erschienen Artikel über Griechenland mit dem Titel "Betrüger in der Euro-Familie" nebst der auf der Titelseite dieser Ausgabe abgebildeten Aphrodite von Milos mit einem erhobenen Mittelfinger. Dieser Artikel wird nun ein gerichtliches Nachspiel in Griechenland haben.

Im Juni 2011 werden sich 13 Journalisten des Magazins "Focus" für den Artikel und die Abbildung vor einem griechischen Gericht verantworten müssen, denn es wurde von einer Gruppe griechischer Rechtsanwälte Strafanzeige eingereicht. Die Verhandlung findet vor der dreigliedrigen Strafkammer in Athen statt, Anklage wurde wegen Verleumdung, übler Nachrede durch die Presse, Verunglimpfung des griechischen Staates und seiner Symbole, sowie wegen Beleidigung erhoben.

Gegenstand des Prozesses sind zahlreiche Artikel im Magazin und Internet sowie die bekannte Titelseite des Magazins Focus vom 22.02.2010, auf welcher eine altgriechische Statue der Aphrodite von Milos in verunstalteter Form dargestellt wurde.  Eine zerrissene Flagge des griechischen Staates, mit welcher der Körper der Statue unterhalb des Bauches bedeckt war, sowie der berühmt gewordene "gestreckte Mittelfinger" der altgriechischen Statue – in Verbindung mit der Überschrift des Titelblattes "Betrüger in der EURO-Familie" - gaben den Anlass zur Strafverfolgung, nachdem eine Gruppe von Rechtsanwälten in Athen Anzeige erstattet hatte. Begründet wurde die Anzeige damit, dass die vorgenannten Handlungen nicht nur  den Sinn der Flagge und damit das griechische Staatssymbol verfälschen, vielmehr wurde insbesondere die Ehre des griechischen Volkes verletzt.

Griechische Rechtsanwälte fordern Schadenersatz und Entschuldigung

In zahlreichen weiteren Artikeln des Magazins, die außer in Deutschland und Griechenland in vielen weiteren Ländern veröffentlicht wurden, folgten weitere despektierliche Äußerungen, die das griechische Volk mitunter als Betrüger und Steuerhinterzieher, als ein gieriges und ungebildetes Volk darstellten, welches nur von Darlehen leben könne. Die Grenze des Erträglichen wurden zweifellos überschritten als behauptet wurde, dass "die heutigen Griechen nichts mehr mit ihren Vorfahren gemein haben, vielmehr noch, Griechenland verfüge über keinen wichtigen Dichter, Komponisten, Künstler oder Philosophen, die wohl wichtigsten Dichter des heutigen Griechenlands seien die Statistiker, die es geschafft haben, die Eurozone irrezuführen".

Seitens der Anwälte wurde bereits angekündigt, dass im Anschluss an das Strafverfahren auch eine Schadensersatzklage eingereicht wird. Der Grund für das Vorgehen gegen das Blatt Focus, wie wiederholt betont wurde, hat keine politische Zielrichtungen und sei auch nicht gegen die Deutschen gerichtet. Vielmehr gehe es um die moralische Gerechtigkeit. Der Focus solle sich für seine verleumderischen Aussagen und die üble Nachrede öffentlich entschuldigen. Mehr als 200 Anwälte, die sich durch die negative und angreifende Berichterstattung in den Artikeln des Magazins verletzt fühlen, sollen laut einem Bericht am Verhandlungstag Nebenklage einreichen.


3 Antworten zu “Focus-Artikel über Griechenland hat gerichtliches Nachspiel”

  1. Franc sagt:

    Megapeinlich – für die griechischen Rechtsanwälte!

  2. […] November 2011 stattfinden (siehe auch FOCUS-Artikel entfacht große Empörung in Griechenland und Focus-Artikel über Griechenland hat gerichtliches Nachspiel).Über den Verlauf der geplatzten Verhandlung berichtet Fanis Karampatzakis in seinem Artikel […]

  3. […] Aphrodite von Milos mit einem ausgestreckten “Stinkefinger” abgebildet war (siehe auch Focus-Artikel über Griechenland hat gerichtliches Nachspiel). Das Gericht befand die zu Lasten des Verlegers erhobene Beschuldigung als gegenstandslos, da das […]

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